Ich gehe davon aus, dass dir bei der einen oder anderen Recherche zu Aquaponik-Anlagen Begriffe wie F&D (Flood & Drain) - das klassische Flut- und Ebbe System, NFT (Nutrient Film Technique) und DWC (Deep Water Culture), auch bekannt als Floating-RAFT schon einmal untergekommen sind? Mich hat das ganze anfangs ziemlich verwirrt, da ich einfach nicht wusste welche Bauweise ich für meine erste Anlage überhaupt verwenden soll bzw. wozu diese verschiedenen Varianten überhaupt gut sind. Um dir den Einstieg zu erleichtern möchte ich dir die Unterschiede aber auch die Möglichkeiten raffinierter Kombinationen nun genauer schildern.
1) Flood & Drain – der Klassiker
Das Flut- und Ebbe Prinzip ist der Klassiker unter den Aquaponiktypen. Das liegt auch einfach daran, weil man zwei Fliegen mit einer Klappe erschlägt. Zum einen hat man mit dem Aquaponik Grow Bed super Platz für das einsetzen von Pflanzen. Zum Anderen ist das mit Grow Media befüllte Pflanzbeet gleichzeitig der mechanische und biologische Filter, der das Wasser beim Entleerungsvorgang wieder gereinigt in den Fischtank zurückführt. Die Pflanzen werden in ein für die Hydrokultur geeignetes Substrat (Grow Media) gesetzt und die Wurzeln fassen darin ihren Halt. Erde wird in einer Hydrokultur aber keine verwendet, da diese durch die regelmäßigen Bewässerungsvorgänge sich zu stark verdichten, und dadurch Fäule entstehen würde. Meistens verwendet man Tongranulate wie den klassischen Pflanzton.
Wie funktioniert ein Aquaponik Flut- und Ebbe System?
Grow Beds sind die Grundvoraussetzung für ein Ebbe- Flut-System. Der Pflanzbeet-Behälter steht in der Regel höher als der Fish- oder Sump Tank und wird mit Pflanzton, Tongranulat oder Kies befüllt. Im Grow Bed befindet sich nicht nur Pflanzton, sondern auch das sogenannte Bell-Siphon. Ein raffinierter Teil, der es ermöglicht das Grow Bed beim Erreichen eines gewünschten Wasserspiegels das Beet stromfrei zu entleeren um es anschließend wieder zu füllen zu lassen.
Befüllt wird das Grow Bed durch eine Zuleitung aus dem Fishtank. Ein Kugelhahn sorgt dafür, dass die richtige Wassermenge zugeführt wird. Etwa 5cm unter der Substrathöhe definiert die Standpipe, das Standrohr des Bell-Siphons, den gewünschten Wasserpegel. Dadurch, dass nach und nach Wasser in die Öffnung des Standrohres fließt und über den Siphonbogen auszuströmen beginnt, bildet sich nach kurzer Zeit der sogenannte Siphon-Effekt. Durch den entstehenden Unterdruck wird das komplette Grow Bed entleert bis die Öffnungen der Siphonglocke wieder Luft ansaugen und der Vorgang dadurch unterbrochen wird. Im Anschluss füllt sich das Grow Bed erneut.
Was genau passiert bei diesem Vorgang?
Jedes Mal, wenn der maximale Wasserpegel erreicht wird, kommen die Wurzeln der Pflanzen im Grow Bed mit nährstoffreichem Wasser aus dem Fish Tank in Berührung. Die Pflanzen profitieren in diesem Fall nicht nur von den Nährstoffen, sondern auch vom Sauerstoffgehalt des Wassers. Dadurch, dass sich das Wasser gleichmäßig in den Hohlräumen des Grow Medias verteilt, kommt es in Berührung mit der dicht von Mikroorganismen besiedelten Oberfläche des Grow Media. Es bleiben so eben nicht nur Feststoffe aus dem Wasser zwischen dem Kies oder Tongranulat hängen, sondern es passiert auch ein biologischer Prozess im Hintergrund. Das durch den Fischkot mit Ammonium angereicherte Wasser wird durch die Mikroorganismen in Nitrit und anschließend in Nitrat umgewandelt. Das ist ein Prozess der das verunreinigte Wasser wieder in ungiftiges neutrales Wasser verwandelt. Ein genialer mechanischer und biologischer Filter zugleich!
2) DWC - Deep Water Culture
Diese Kulturen sind ebenfalls sehr beliebt in Aquaponikanlagen. Mit Wasser befüllte Behälter dienen in diesem Fall den Pflanzen als eine Art „Schwimmteich“. In Netztöpfen werden die Pflanzen auf einem schwimmenden Floß auf die Wasseroberfläche gestellt. Durch den Behälter zirkuliert das nährstoffreiche Fischwasser aus der Aquaponikanlage. Die Wurzeln der Pflanzen schlängeln sich durch das etwa 30cm tiefe Wasserbecken und werden von unten laufend mit einer Luftpumpe belüftet. Das ist in diesem Fall sehr wichtig. Haben die Wurzeln der Pflanzen nämlich nicht ausreichend Sauerstoff, kann es ansonsten passieren, dass die Wurzelfäule eintritt.
3) NFT - Nutrient Film Technique
NFT ist eine meiner Lieblingsvarianten. Der Name verrät schon, dass es sich um einen Wasserfilm dreht. Dieser Wasserfilm läuft durch NFT Kanäle. Das sind rechteckige oder runde Kanäle, in denen das Wasser oft rein durch Gravitation von oben nach unten fließt. Die Pflanzen sitzen in diesem Fall wieder in Netztöpfen mit Tongranulat oder Kies und werden durch das Wasser mit Nährstoffen versorgt.
Natürlich ist es notwendig, dass das Wasser vorher eben auch auf eine bestimmte Höhe befördert wird. Das geschieht selbstverständlich mit einer Pumpe. Dadurch, dass in der Aquaponik ohnehin mindestens eine Pumpe vorhanden ist, bietet sich NFT in Kombination mit einem F&D auch besonders gut an. Ich verwende beispielsweise gerne NFT im Anschluss an den Siphon-Bogen des Bell-Siphons. Wenn das Wasser ohnehin von oben nach unten zurück in den Fish Tank muss, nutze ich den Höhenunterschied oft auch noch gerne um einen kleinen Umweg in einem NFT Kanal zu machen.
Welches ist deine bevorzugte Kulturform? Was hast Du schon ausprobiert und welche Erfahrungen hast du damit gesammelt? Teile deine Erfahrungen gerne mit uns. Das Kommentarfeld findest Du unten!
Liebe Sabine!
Vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Deine Überlegung mit dem NFT, das du an dein Outdoorsystem Anschließen möchtest klingt super. Wenn du “nur” – wie üblich Salate und Kräuter im NFT anpflanzen möchtest empfehlen wir dir 75mm Rohrdurchmesser und die dazugehörigen Pflanztöpfe in der Größe 50mm. Du kannst die Rohre mit Verbindungmuffen und Kleber verbinden und deine gewünschte Länge problemlos realisieren. Oben bohrst du dann Löcher (für die 50mm Netztöpfe empfehlen wir ca. 48mm Löcher) in die du dann die Pflanzen setzt. Den Einlass kannst du mit einem 90° PVC Winkel (nach oben gedreht) realisieren wo du dann entweder dein Bell-Siphon entleeren lässt oder einen Anschluss für eine extra Leitung umsetzt. Am anderen Ende verwendest du ebenfalls einen 90° Winkel, den du in das Becken zurücklaufen lässt. Wenn du das ganze größer dimensionieren möchtest, sodass Pflanzen mit großen Wurzeln keinen Stau verursachen können wählst du am Besten einen 110mm Rohrdurchmesser und verwendest die Pflanztöpfe mit 80mm.
hallo,
ich bin seit einiger Zeit stolze Besitzerin der Mehlwurmfarm und habe auch ein kleines indoor Aquaponicsystem mit Aquarium und growbed mit eurem bellsyphon.
jetzt möchte ich für draußen ein kleines NFT sytem bauen mit 4 Wachstumsebenen, dass ich an mein outdoorsystem anschließen möchte. Ich frage mich allerdings welchen Rohrdurchmesser die Pflanzrohre haben sollten. 50, 75 oder 100mm, jeweils 1 mtr. Länge? Welchen Durchmesser muß die Zulaufleitung haben?
Vielleicht hat jemand schon Erfahrung, die er /sie gerne mit mir teilen möchte.
Und worauf oder wie werden die Rohre angeordnet und befestigt?
Vielen Dank schon mal im Voraus für Hilfe, Sabine
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